Bayerische Gedenktag für die Opfer von Flucht und Vertreibung
Aus Anlass des Bayerischen Gedenktags für die Opfer von Flucht und Vertreibung hatte Ministerpräsident Dr. Markus Söder die Beflaggung aller staatlichen Dienstgebäude in Bayern für den 15. Juni angeordnet. Die Gemeinden, Landkreise und Bezirke sowie die übrigen Körperschaften, Anstalten und Stiftungen des öffentlichen Rechts wurden gebeten, in gleicher Weise zu verfahren. Der Gedenktag für die deutschen Opfer von Flucht und Vertreibung findet seit 2014 jährlich in Bayern statt und wird von allen Fraktionen des bayerischen Landtags getragen. Der Einladung von Sozialministerin Ulrike Scharf für den 15. Juni ins Prinz-Carl-Palais der Bayerischen Staatskanzlei in München folgten hochrangige Gäste aus Politik, Diplomatenkreisen, Geistlichkeit und den Landsmannschaften.
„Unsere Gedanken sind bei den Menschen, die aus ihrer Heimat vertrieben wurden und bei den Menschen, die auf dem Leidensweg ihr Leben verloren haben“, sagte Sozialministerin Ulrike Scharf und appellierte in ihrer Ansprache: „Gewalt, Flucht und Vertreibung waren und sind Verbrechen. Das ist die Lehre unserer Geschichte und die Botschaft der Heimatvertriebenen, Aussiedler und Spätaussiedler.“ Sie erinnerte daran, dass die deutschen Heimatvertriebenen von Anfang an die Spirale von Krieg, Gewalt und Leid beenden wollten und sich mit der Charta der deutschen Heimatvertriebenen schon früh zu einem geeinten Europa bekannt hatten. „Diese Friedensbotschaft ist heute aktueller denn je“, sagte Scharf. Und erklärte weiter: „Wir sehen es als unsere grundlegende moralische und gesellschaftliche Verpflichtung an, das Schicksal und die Leistungen der deutschen Heimatvertriebenen und Spätaussiedler im Bewusstsein lebendig zu halten. Die historische Saat Europas für Frieden und Freiheit muss aufgehen!“
Diesen Gedanken griff auch Christian Knauer, der Vorsitzende des Landesverbands Bayern des Bundes der Vertriebenen (BdV) auf: „Das, was inzwischen entstand – das gemeinsame Haus Europa, in dem wir seit fast 80 Jahren friedlich zusammenleben durften – sollten wir uns von niemanden, auch nicht von einem nicht mehr berechenbaren Führer im Kreml, zerstören lassen. Wenn wir uns hierin einig sind, dann wären die Opfer des Zweiten Weltkrieges und die Opfer von Flucht, Vertreibung und Deportation zumindest nicht völlig vergeblich gewesen.“ Er erinnerte an die schmerzhaften Erfahrungen unserer Familien nach dem 2. Weltkrieg und daran, wozu Nationalismus und Totalitarismus in letzter Konsequenz führen kann. Deshalb sein eindringlicher Appell: „Zu einem freiheitlich demokratischen Rechtsstaat gibt es keine Alternative! Daher gilt es, ihn entschlossen zu verteidigen.“
Knauer ging auch auf die schreienden Ungerechtigkeiten im Fremdrentengesetz ein, die bisher nicht abgeschafft wurden, und stufte die Härtefallregelung, wie sie in den letzten Monaten vom Bund praktiziert wurde, als eine Verhöhnung der Menschen ein, die vielfach ihr Leben lang fleißig gearbeitet und rechtschaffend waren. Es sei zu befürchten, dass sich die bereits bestehende Altersarmut bei den Betroffenen ausweiten werde. „Auch hier dürfen die Menschen nicht aus Verzweiflung in die Arme der Parteien am ganz rechten oder linken Parteienspektrum getrieben werden.“
Dr. Petra Loibl, Beauftragte der Bayerischen Staatsregierung für Aussiedler und Vertriebene, unterstrich in beeindruckenden Worten die Leistungen der Vertriebenen, Aussiedler und Spätaussiedler in Bayern und sicherte die volle Unterstützung des Freistaats Bayern zu. Sie bedauerte, dass im Geschichtsunterricht in Schulen die Geschichte der Deutschen aus dem Osten Europas fehle, und betonte, dass diese Lücke geschlossen werden müsse. Dieses Anliegen verfolgen unsere Landsmannschaften seit Jahrzehnten.